Hier findest Du einen sehr gut recherchierten Bericht der Landauer Zeitung zum Thema Außencampus der Hochschule Deggendorf in Landau. LGM wird auch weiterhin bei diesem Thema nicht locker lassen.
„Dornröschen“ geweckt – für zehn Minuten
Landau ein Hochschulstandort? Stadtrat diskutiert aktuellen Stand in Sachen „Außencampus“
Von Stefan Wimberger
Hochschulstandort Landau: Klingt gut, kommt aber in naher Zukunft nicht zustande. Schon vor sieben Jahren hat Professor Dr. Konrad Schindlbeck die Idee vorgetragen, in Landau einen Außencampus der Technischen Hochschule Deggendorf zu etablieren. Längst ist diese Idee versandet. Auf Nachfrage der LGM-Fraktion ist das „sehr leidige Thema, das in einen Dornröschenschlaf verfallen ist“, wie es LGM-Vorsitzender Tobias Beer formuliert, im Stadtrat neuerlich aufgegriffen worden. In der Sitzung am gestrigen Donnerstagabend wurde „Dornröschen“ wach – zumindest für zehn Minuten. Anfang 2012 haben Studenten aus München die Zukunftschancen des Landkreises analysiert. Mit dem Ergebnis: Viel Potenzial ist vorhanden für Unternehmen, sich mit den Hochschulen der Region zu vernetzen.
Prompt wurde Prof. Dr. Konrad Schindlbeck von der TH Deggendorf im Jahr 2013 zum Wirtschaftsempfang in die Bergstadt eingeladen. Das Hochschul-Standbein „Strategische Landentwicklung“ könne in Landau einen Platz finden, um die ländliche Entwicklung vorantreiben, hieß es. „Äußerst positiv verlaufen“ seien die Gespräche bis dahin, wie der damalige Bürgermeister Josef Brunner einst anmerkte.
Warum der Außencampus nie zustande gekommen ist
Untergebracht werden sollten die Professoren mit ihren Mitarbeitern am Amt für Ländliche Entwicklung. Gescheitert ist das Vorhaben nicht am Veto des Stadtrats. Auf LZ-Nachfrage sagt Prof. Dr. Konrad Schindlbeck: „Damals hat der Landauer Stadtrat meinem Konzept einstimmig zugestimmt. Wer nicht zugestimmt hat, war Herr Erwin Huber (CSU-Staatsminister a.D., Anm. d. Red.). Damit war die Sache gestorben. Meines Erachtens hat man damals eine Chance vertan.“ Konkrete Planungen wurden im Keim erstickt. Längst ist Gras über das Thema gewachsen – und Helmut Steininger Landauer Bürgermeister. Er sagt: „Einen Campus kann man nicht ohne Anknüpfungspunkt, ohne Kooperationspartner in die Landschaft setzen. Die Frage ist: Was hebt Landau heraus?“ Schnell sei diese Frage mit dem Amt für Ländliche Entwicklung beantwortet worden. Eine tragfähige Kooperation mit dem Amt ist jedoch nicht entstanden. Bürgermeister Steininger bekundete gestern Abend einstige Überlegungen, die Firma Einhell „ins Boot zu holen“. „Insgesamt“, wie er sagte, „sei man zur Einsicht gekommen, dass es an einem Konzept mangelt, das die Bayerische Staatsregierung als förderungsfähig einstuft. Es braucht ein starkes Konzept“, betonte Helmut Steininger. Wäre die Kommune doch Sachaufwandsträger. Eine millionenteure Angelegenheit sei das – und „nicht einfach“. „Das muss sich langfristig tragen.“ Mangels einer zielführenden Idee zur Kooperation mit der Hochschule tat der Bürgermeister das Thema mit einem Verweis auf die nächste Wahlperiode ab. „Das wird uns beschäftigen“, wie er versicherte. „Das schlagende Konzept“ fehlt.
Auf eine Nachfrage von Armin Schrettenbrunner (UWG-FWG) antwortete Helmut Steininger, dass „grundsätzliches Interesse da ist“, einen Außencampus anzusiedeln. Was fehlt: „Das schlagende Konzept.“ Tobias Beer verwies auf Pfarrkirchen – „eine Stadt mit ähnlichen Startvoraussetzungen“: Dort hat sich die Außenstelle bewährt. „Pfarrkirchen ist ein absoluter Ausnahmefall“, wie der Bürgermeister erwiderte. „In der nächsten Periode ist das ein wichtiges Projekt“, beteuerte er abermals. Und als er schon zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen wollte, erkundigte sich Alexander Schweikl (LGM) noch nach „konkreten Ideen“, um das Projekt voranzutreiben. „Herr Schweikl, da sind auch Sie gefragt als Wirtschaftsreferent“, eine Lösung zu finden, wie Steininger entgegnete. Gemeinsam müsse ein Konzept erarbeitet werden.
Dass die Hochschul-Außenstelle in Landau bislang nicht zustande gekommen ist, „finden wir als LGM schade“, wie Tobias Beer auf Nachfrage der LZ sagt. Denn: „Egal, wie ein solcher Außencampus konzeptioniert wäre, er wäre in jedem Fall eine Bereicherung.“ Zwar gebe es Außencampus, die nicht funktioniert haben, wie der LGM-Vorsitzende einräumt. „Vor allem dann, wenn es sich um Kompetenzzentren handelt und keine Standorte mit Studenten. Aber man muss ja nicht zwingend Fehler anderer wiederholen. Das Ganze hätte in die Hose gehen können. Hätte aber auch sehr gut laufen können.“ Tobias Beer weiß von „einigen Erfolgsgeschichten“: „Rundherum sind viele solcher Hochschul-Ableger entstanden.“ In Teisnach ist im August der neueste Technologiecampus der Technischen Hochschule Deggendorf eingeweiht worden. Vorlesungen werden dort nicht gehalten, Studenten aus Deggendorf werden aber in Praxissemestern oder für ihre Abschlussarbeiten in Teisnach sein.
Informationen des BR zufolge hat Teisnach, das bereits seit zehn Jahren einen gut laufenden Technologiecampus beheimatet, die Außenstelle aus eigener Tasche für rund 5,4 Millionen Euro gebaut. Dass es in der Sitzung des Stadtrats gestern Abend keine Neuigkeiten zum Thema Außencampus gibt, hatte Tobias Beer schon vorausgesagt – „und dann geht es wieder in den Dornröschenschlaf“. Ordnungsamtsleiter Alexander Oswald sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Aktuell gibt es viele Projekte, die Geld und Zeit binden. Außencampus hört sich schön an. Aber über den Mehrwert kann man streiten.“ Zwar werde das Thema nicht vergessen. „Priorität hat es aber nicht.“ Fürs Erste hat sich „Dornröschen“ wieder schlafen gelegt.