KBI Dionys Härtl hört auf

Artikel der Landauer Neuen Presse vom 26.02.2021 (bei)

„Wo soll ich anfangen und wo soll ich aufhören?“, fragt Dionys Härtl. Er sitzt am runden Familienesstisch und schaut prüfend in seine Unterlagen. Dort hat er notiert, wie viele Leistungsprüfungen er abnahm. „1476 Gruppen Leistungsprüfung nass und Technische Hilfeleistung, das macht 13284 Teilnehmer“, rechnet er vor. „Bei 1130 Feuerwehrlern habe ich die Truppmannprüfung abgenommen, das war 1999 bis 2015, und ab 2015 bei 271 Mann die Basisprüfung für die modulare Truppmannausbildung sowie bei 176 die Abschlussprüfung zur modularen Truppmannausbildung.“ Das war aber bei weitem noch nicht alles, was der Landauer in seinen 49 Jahren bei der Feuerwehr und in 29 Jahren als Kreisbrandinspektor bewegt hat.

29 Jahre war Dionys Härtl KBI, am Freitagmorgen, als er den Anzug zum Foto anzieht, sagt er: "Das ist wohl das letzte Mal, dass ich ihn trage." −Foto: Eisenhut
Quelle: Landauer Neue Presse

Eingetreten in die Feuerwehr ist der noch 64-Jährige am 15. Januar 1972 in Mamming. 1983 wurde er Löschmeister und Gruppenführer, zwei Jahre später Oberlöschmeister. Im Mai 1984 wechselte er zur Wehr in Landau, weil er durch die Heirat mit seiner Irmgard in die Stadt zog. 1986 legte er seinen Schiedsrichterlehrgang ab, um Leistungsprüfungen abnehmen zu dürfen. Im April 1988 wurde Dionys Härtl Kreisbrandmeister, ehe er am 1. Januar 1992 zum KBI bestellt wurde.

Der schönste Posten bei der Feuerwehr

„Kreisbrandinspektor ist der schönste Posten bei der Feuerwehr“, sagt Dionys Härtl. „Man hat viel Kontakt zu der Truppe und das hat mir immer Spaß gemacht.“ Etwa 2500 Feuerwehrmänner in 45 Feuerwehren hat Dionys Härtl noch bis 1. März unter sich.

Richtig traurig ist er aber nicht, dass es dann mit seiner Zeit als KBI vorbei ist. „Es war ja klar, dass es irgendwann soweit ist“, sagt er. Und auch wenn er in den Ruhestand geht, gibt es immer etwas zu tun. „Wir haben eine große Hofstelle und meine jüngere Tochter baut gerade ein Haus, da bin ich oft auf der Baustelle.“ Außerdem ist er im Stadtrat aktiv, stellt seinen vom Landkreis prämierten Apfelmost her und radelt gerne. Darüber hinaus plant er , zum Seniorenstammtisch der Feuerwehr zu gehen und die vielen Freundschaften zu pflegen, die in den Jahrzehnten im Verein entstanden sind.

Die Art seines Abgangs macht Dionys Härtl aber doch etwas wehmütig. „Es ist schade, dass in meinem letzten Amtsjahr tote Hose war“, sagt er. „Es gab Leistungsprüfungen, die ich gerne noch abgenommen hätte. Viele hatten sich gefreut, mich 2020 noch einmal bei den Prüfungen zu sehen.“ Dass es keinen großen Abschied geben kann, bedauert er ebenfalls. Auch weil es im vergangenen April, als er am AELF als Flurbereinigungstechniker in Pension ging, schon so war. Aber Dionys Härtl will nicht jammern: „Es ist ja noch nicht einmal der Landrat richtig verabschiedet worden“, erinnert er sich. Mit Heinrich Trapp war er bereits in den 70ern als Kreislandjugendvorsitzender befreundet. Neben den Aktivitäten bei der Feuerwehr war er zwölf Jahre Kreisrat, acht Jahre Schöffe, im Elternbeirat und vieles mehr.

Die Feuerwehr wird bei Dionys Härtl aber auch nach seinem Abschied noch präsent sein. „Sie ist überall bei uns, wir sind alle im Feuerwehrsumpf“, sagt er. Die jüngere Tochter ist aktiv, ihr Freund hauptamtlich bei der Feuerwehr tätig und der Mann der älteren Tochter stellvertretender Kommandant bei der Feuerwehr. Die Familie ist beinahe eine Feuerwehr-Dynastie, denn seine Frau ist die Tochter von Ehrenkreisbrandrat Toni Sander. Bei ihr zieht sich der Bezug zur Feuerwehr quasi durchs ganze Leben. Bei Dionys Härtl hingegen hat die Verbundenheit erst mit knapp 16 Jahren begonnen.

Ganz besonders freut es den Noch-KBI aber, dass sogar seine Enkel in seine Fußstapfen zu treten scheinen. „Sie setzten den Feuerwehrhelm auf und spielen mit dem Funkgerät, da sind sie ganz stolz“, erzählt er. Sorgen um den Nachwuchs in der Feuerwehrfamilie muss er sich also nicht machen. „Das Feuerwehrfieber geht weiter“, sagt er.

Solange wie bislang kein anderer KBI

Dass er solange wie noch kein anderer als KBI durchgehalten hat, verdankt er aber besonders einer Person. „Meine Frau war meine größte Stütze, ohne sie hätte ich es nicht so lange gemacht.“ Welche große Rolle seine Irmgard für ihn im Amt spielte, betont Dionys Härtl mehrmals. „Es ist ein anstrengendes Amt, die Familie muss da mitziehen“, sagt er. „Oft hatte ich so viele Termine, dass ich zu meiner Frau gesagt habe, es freut mich gar nicht. Sie hat mich dann wieder motiviert.“ In der ganzen Zeit war sie für das Feuerwehr-Büro zuständig.

Dionys Härtl hält sein kleines rotes Feuerwehr-Dienstbuch in der Hand. In ihm stehen alle Beförderungen, alle Schulungen und Leistungsprüfungen und etwa 30 Aus- und Fortbildungen – sein ganzes Feuerwehrleben. Sogar ein Steckkreuz ist darin aufgeführt, die höchste Auszeichnung für einen Feuerwehrler in Bayern. Auf diese Leistungen reduzieren will der Landauer seinen Dienst aber nicht. „Es sind die positiven Einsätze, bei denen man ein Leben rettet, die einen antreiben, dabei zu bleiben“, sagt er. „Wenn bei einem Verkehrsunfall jemand eingeklemmt wurde und man helfen kann, man bei einem Brand ein Haus erhält oder gar ein Kind rettet.“ Einsätze mit Toten seien für ihn immer die schlimmsten gewesen. „Wie viele ich gesehen habe, will ich gar nicht zählen“, sagt er. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm auch das Hochwasser in Simbach am Inn 2016.

All die Aufregung will Dionys Härtl aber nicht missen, denn er bleibt trotz dem Abdanken als KBI bei der Feuerwehr. Trotzdem wird er mehr Freizeit haben als zuvor, vor allem für die Aufgabe Opa. Aber falls doch einmal Langeweile aufkommt: „Findet meine Frau sicher etwas für mich zu tun.“

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